Zu Waldbegehungen in Gambach und Wiesenfeld hatte die Revierleiterin von Karlstadt, Claudia Stiglbrunner, die dortigen Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer eingeladen. Ziel war es auf das vermehrte Auftreten des Eichenprachtkäfers aufmerksam zu machen und zu den nötigen Gegenmaßnahmen zu beraten.
Der Käfer profitiert von den trockenen und warmen Sommern und den milden Wintern. Wir haben fünf Eichen, die vom Eichenprachtkäfer befallen waren, übersehen. Die Folge war ein Kahlschlag von einem Hektar“, mit dieser drastischen Beschreibung stellte Stiglbrunner gleich zu Beginn des Infotermins in Gambach klar, dass man diesen Schädling ernst nehmen muss. Die Schäden werden durch die Larven des Käfers verursacht, die sich durch die Rinde einbohren und sich in die sogenannte Bastschicht einfressen und damit den Nährstofftransport im Baum behindern. Vorgeschädigte und bereits geschwächte Bäume schaffen es nicht sich gegen das Schadinsekt zu wehren und sterben nach und nach ab.
Mehr als 300 Besitzerinnen und Besitzer von Waldflächen rund um Gambach hatte die Revierleiterin in den Wald eingeladen, um praktisch zu zeigen, wie man befallene Bäume erkennt. Mit vor Ort war Lukas Reith von der Forstbetriebsgemeinschaft Arnstein (FBG), die bei Bedarf den Holzeinschlag und die Vermarktung organisiert. Zu den beiden Veranstaltungen in Wiesenfeld und Gambach waren insgesamt knapp 500 Einladungen versandt worden, doch nur rund 50 Menschen waren der Einladung gefolgt. Diese Zahl zeigt schon das eigentliche Problem: Viele Waldstücke sind schon lange im Familienbesitz, aber sie haben für die jetzige Besitzergeneration keine Bedeutung mehr. Sei es, weil niemand mehr vor Ort wohnt, das Holz nicht genutzt wird oder sogar die Flächen nicht mehr bekannt sind. Viele Waldstücke bleiben daher sich selbst überlassen. Was der Natur oft zugutekommt, ist im Schädlingsbefall eine Gefahr für die angrenzenden Waldgebiete. So fliegen die Eichenprachtkäfer bis zu 500 Meter weit und können sich so schnell im gesamten Waldgebiet ausbreiten. Befallenes Holz muss daher so schnell wie möglich aus dem Wald entfernt werden.
Erster und wichtigster Ratschlag der Revierleiterin war daher auch die Waldstücke regelmäßig zu begehen und nach Anzeichen für Schädlingsbefall zu suchen. „Schauen Sie jetzt nach Eichen, die schon braune Kronen haben. Das kann ein Anzeichen für Schädlingsbefall sein“, so die Fachfrau. Diese Bäume sollte man genauer in den Augenschein nehmen. Schleimfluss am Stamm - verursacht durch das Einbohren der Larven - kann ein weiteres Indiz für den Befall durch den Eichenprachtkäfer sein. Macht der Specht am Baum Jagd auf die Larven, ist dies durch Abschläge der Rinde zu erkennen. Findet man dagegen die 3 bis 4 mm großen Ausbohrlöcher der Jungkäfer, dann haben die Larven ihr Zuhause auf Zeit bereits verlassen. Alle Schadsymptome konnten sich die Teilnehmer an den Bäumen vor Ort begutachten. So werden hier etliche der großen Eichen in Kürze gefällt werden, auch weil sie in der Nähe des Waldweges stehen und damit ein Sicherheitsrisiko für Waldbesucher darstellen. Allerdings, auch davor warnte die Revierleiterin, übereilter Aktionismus ist nicht angesagt, denn jede unnötige Baumfällung verursacht lichte Stellen und damit Wärmezuwachs im Wald. Wärme, die gerade der Prachtkäfer schätzt. Im Zweifelsfall kann die Revierleiterin oder - bei Mitgliedschaft in der FBG - Lukas Reith um Rat gefragt werden. Beide stellten klar, dass kein Waldbesitzer hier ganz allein auf sich gestellt ist.
„Ist die Rettung der Eiche denn noch zu schaffen“, fragte ein Waldbesitzer angesichts der Schäden besorgt. „Ja, wenn wir alle an einem Strang ziehen“, zeigte sich Stiglbrunner zuversichtlich. Das feuchte Frühjahr habe die Vitalität der Bäume gesteigert und die jungen Bäume wären bereits besser an den Klimawandel angepasst und damit auch widerstandsfähiger gegen Schädlinge.