Schutz für junge Bäume
Bei Wind und Wetter für den Wald

drei Männer errichten einen Zaun im Wald

Trotz strömenden Regens kamen sechs Waldbesitzer und eine Waldbesitzerin in den Stadtwald Karlstadt, um im Kurs „Zaunbauschulung/Einzelschutzmaßnahmen“ vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten teilzunehmen. In Theorie und Praxis lernten sie, wie junge Bäume wirksam vor Wildverbiss geschützt werden können.

Die Kursleiter, Forstwirtschaftsmeister Christoph Hengst und Johannes Fella hatten noch kurzfristig einen Pavillon aufgestellt, um zumindest den theoretischen Teil des Kurses im Trockenen abhalten zu können. Dass weder die zum Teil weiten Anfahrten noch das unfreundliche Wetter die Teilnehmenden vom Kommen abhielten, zeigt deutlich: Der Zaunbau ist ein wichtiges Thema für Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer.

Wieviel Zaun, wo und wie?

Lattenzaun im Wald
Der Wald hat in den vergangenen Jahren sehr stark unter Trockenheit und Schädlingsbefall gelitten. Der fortschreitende Klimawandel zwingt zum Handeln. „Die nötige Aufforstung wie auch die Naturverjüngung hat ohne Schutz oft nur wenig Chance wie gewünscht her-anzuwachsen“, unterstrich Forstwirtschaftsmeister Hengst die Notwendigkeit junge Bäume zu schützen. Doch beim Wie gibt es keine Standardlösung. Bevor also die Teilnehmer praktisch Hand anlegten und verschiedene Zaunarten bauten, war zu klären: Welche Vor- und Nachteile haben die verschiedenen Zäune, welche Flächen sollten umzäunt werden und wann ist die Einzelschutzmaßnahme die bessere Lösung. Denn jede Zaunfläche verringert die Äsungsfläche des Wildes, wodurch der Verbissdruck auf die verbleibende Fläche steigt. Daher, so die Forstwirtschaftsmeister, sollte im Vorfeld genau überlegt werden, ob zur Erreichung des Verjüngungsziels eine Flächenzäunung notwendig ist, oder ob Mischbaumgruppen im Schutz von Kleinzäunen eingebracht werden können.
Einzelne Bäume können mit Hüllen vor hungrigen Mäulern geschützt werden. Im praktischen Teil wurden ein Pfostenzaun, ein Scherenzaum, ein Z-Profilzaun und ein Hordengatter errichtet. Viele Materialien lassen sich direkt aus dem eigenen Wald gewinnen, riet Fella: Pfosten können aus dem Stammholz des eigenen Bestands gefertigt werden, und Käferholz eignet sich hervorragend für die Herstellung der Dachlatten des Hordengatters. Auch der Untergrund spielt beim Zaunbau eine entscheidende Rolle. Nicht überall lassen sich Pfosten einschlagen – in solchen Fällen muss auf andere Konstruktionen, wie Scherenzaun oder Hordengatter ausgewichen werden.

Zäune regelmäßig kontrollieren und später wieder abbauen

Nur ein intakter Zaun kann seine Funktion erfüllen. „Sie müssen Ihre Zäune unbedingt regelmäßig kontrollieren“, so Johannes Fella. Denn Schäden können schnell entstehen. Ein umgestürzter Baum oder herabfallende Äste können das Drahtgeflecht niederdrücken – und schon hat das Wild freien Zugang. Ebenso wichtig: Zäune müssen wieder entfernt werden, sobald sie nicht mehr benötigt werden. Leider wird dies häufig „vergessen“ – mit teils fatalen Folgen, denn zurückgelassene Drahtschlingen können für Wildtiere zur tödlichen Gefahr werden. „Führen Sie am besten genau Buch über alle errichteten Zäune – so behalten Sie den Überblick“, empfahl Christoph Hengst.
Das Kursangebot wird im nächsten Jahr wiederholt, dann hoffentlich bei besserem Wetter. Doch wer im Wald arbeitet, kennt die Devise: „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung“.