Forsteinrichtung abgeschlossen
Waldbesitz des Stiftungsamtes Aschaffenburg

Viele Wälder waren im 17. Jahrhundert in einem desolaten Zustand. Die Verhüttung von Erz, die Glasherstellung und der Bedarf an Bau- und Brennholz fraßen die Holzvorräte auf. Der Fortbestand des Waldes war ernsthaft gefährdet.

Um eine nachhaltige und geregelte Bewirtschaftung der Wälder zu sichern, wurde damals die sogenannte Forsteinrichtung geschaffen. Diese Waldinventur muss bis heute regelmäßig durchgeführt werden und ist die wichtigste Planungsgrundlage für den Bewirtschafter.

In diesem Herbst wurde die Forsteinrichtung für den Waldbesitz des Stiftungsamtes Aschaffenburg abgeschlossen. Der Wald ist Teil des Allgemeinen Schul- und Studienfonds der 1808 durch Fürstbischof Karl Theodor von Dalberg gegründet wurde. Alle zehn Jahre müssen die mehr als 330 Hektar Wald, die sich im Besitz dieser Staatsbehörde rund um Kleinostheim und Dettingen befinden, entsprechend begutachtet werden. Eine Prozedur, die viel Zeit in Anspruch nimmt und von den Diplom-Forstingenieur Paul Gerlach durchgeführt wurde. Er erfasste unter anderem die Baumartenzusammensetzung, Baumhöhen und Durchmesser, die Holzvorräte und den Bodenzustand. Auch Totholzanteile, Baumkrankheiten und Wildschäden wurden erhoben und beurteilt. Anhand dieser Daten ermittelte er den Zuwachs und die nachhaltig nutzbare Holzmenge und legte Flächen für Durch- und Aufforstungen fest.

Forsteinrichtung ist Richtschnur für Revierleiterin

Diese abgeschlossene Forsteinrichtung ist nun für Försterin Alexandra Schuchard vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Karlstadt wichtigste Planungsgrundlage und Richtschnur für Ihre Arbeit. Als zuständige Revierleiterin war sie in den letzten Monaten eng in die Begutachtung eingebunden, lieferte Daten aus den Vorjahren und brachte sich in die Planung ein. Nicht minder wichtig ist das Ergebnis für das Stiftungsamt als Waldbesitzer. Der Wald ist ein wichtiger Aspekt in der Finanzplanung, um die vielfältigen Aufgaben der Stiftung wahr-zunehmen. Der Allgemeine Schul- und Studienfonds unterstützt die Pflege der Bestände der Bibliothek, sowie Studentinnen und Studenten der Hochschule Aschaffenburg und Schülerinnen und Schüler der Aschaffenburger Gymnasien

„Mit den Daten habe ich nun eine fundierte Grundlage, um Einnahmen und Kosten abzuschätzen und kann damit Planungssicherheit für die Besitzer schaffen“, stellt Schuchard klar.

Naturschutz und Klimawandel - zwei wichtige Zukunftsaufgaben

Doch auch wenn ein positiver Ertrag aus dem Waldbesitz nicht unwichtig ist, der Naturschutz und der Wald in seiner Funktion als Erholungsraum werden nicht vergessen. Der Stiftungswald ist ein beliebtes Ziel für Spaziergänger und Fahrradfahrer - auch ihre Bedürfnisse werden in der Planung berücksichtigt. Für den Naturschutz werden Biotopbäume und Totholz als wertvoller Lebensraum für verschiedene Insektenarten, Pilze, Moose oder Vögel bewusst stehen gelassen. Höhlenbäume, die besonders für die Tierwelt ein wichtiges Refugium sind, wurden dokumentiert und werden erhalten.

In der Forstwirtschaft denkt man in Generationen. Der fortschreitende Klimawandel ist hier eine besondere Herausforderung. Waldbesitzer müssen heute Bäume pflanzen, die noch in 100 Jahren dem dann herrschenden Klima gewachsen sind. Auch hier bietet die Forsteinrichtung Hilfestellung. So werden versuchsweise auch nicht standortheimische Baumarten in den Bestand eingebracht wie z.B. Roteiche, Elsbeere, Edelkastanie, da diese mit Hitze und Trockenheit besser zurechtkommen. Die Begehungen haben gezeigt, dass Neuanpflanzungen dieser Baumarten aus den letzten Jahren erfolgreich waren. Dieser Weg wird daher fortgesetzt.

Baumpflanzung beendet Inventur symbolisch

Der Abschluss der Forsteinrichtung ist auch heute noch ein wichtiger Moment für alle Beteiligten. Paul Gerlach hatte deshalb vorgeschlagen eine alte Tradition aufleben zu lassen und die Fertigstellung mit einer Baumpflanzung symbolisch zu beenden und zu feiern. Eingeladen war hierzu auch die Leiterin des Stiftungsamtes, Carola Schießer. „Ein schöner Brauch, der zeigt, dass das wichtigste Ziel der Forsteinrichtung ist, den Wald für die kommenden Generationen zu bewahren“, freuten sich Schuchard und Schießer über diese Idee und legten gemeinsam Hand an, um die jungen Bäume in die Erde zu bringen.