Unser Wald
Der Wald und seine Funktionen

Rund ein Drittel der Landesfläche Bayerns ist bewaldet. Während in Unterfranken Laub- und Mischwälder mit Buche, Eiche, Fichte und Kiefer das Landschaftsbild prägen, sind es in den Bayerischen Alpen Bergmischwälder mit Fichte, Tanne, Buche und Lärche. Bayernweit finden sich unterschiedlichste Standorte und ein breites Baumartenspektrum. Der 56-prozentige Nadelholzanteil im Spessart ist ebenso nutzungsbedingt, wie die Eichenwälder des Südspessarts und die Kiefernwälder der Untermainebene. Die in ihrer Ausprägung verschiedenartigen Wälder haben jedoch zahlreiche Gemeinsamkeiten und sind für Mensch und Tier gleichermaßen wichtig und schützenswert.

Wald und ...

Wussten Sie schon, dass Wälder eine wichtige Drainagefunktion besitzen und das Eindringen des Wassers in den Boden erleichtern?

Wälder leisten einen wichtigen Beitrag zum Hochwasser-Management und schützen vor Erosion. Wesentliche Bedeutung haben Laubwälder als Stickstofffilter.
Die Verbrennung fossiler Energien und intensive Landwirtschaft führen zu einer erhöhten Stickstoffkonzentration in der Atmosphäre. Das durch Regen in den Boden eindringende Sickerwasser wird durch die hohe Aktivität der Bodenlebewesen in Laub- und Mischwaldgebieten gefiltert.
Die Stickstoffkonzentration wird deutlich verringert. Das in das Grundwasser eindringende Sickerwasser enthält unter Laubbaumbeständen deutlich weniger Stickstoff als unter Nadelbäumen.
Wussten Sie schon, dass ein Hektar Wald durchschnittlich 10 Tonnen Kohlendioxid (CO2) pro Jahr filtert?

Eine 120 Jahre alte und 35 Meter hohe Buche speichert jährlich ca. 3,5 Tonnen CO2. Gleichzeitig produziert sie dabei so viel Sauerstoff, wie drei Menschen zum Atmen benötigen.
Der Klimawandel betrifft uns alle, jedoch sind insbesondere die Menschen in den Städten von den prognostizierten Auswirkungen des Klimawandels betroffen. So lassen Klimastudien einen deutlichen Temperaturanstieg in urbanen Gebieten in den nächsten 50 bis 100 Jahren erwarten.
Wälder und Grünflächen in städtischen Gebieten helfen die Temperaturen zu regulieren und wirken kühlend auf ihre Umgebung. Insgesamt tragen Wälder demnach nicht nur zur Verbesserung der Luftqualität bei, sondern helfen auch die Auswirkungen des Klimawandels zu reduzieren.
Wussten Sie schon, dass allein in Eichen über 500 verschiedene Insektenarten, davon 400 Schmetterlingsarten leben?

Wälder sind Lebensraum verschiedenster Tier- und Pflanzenarten. In und an Bäumen leben nicht nur eine Vielzahl von Vögeln, Säugetieren und Insekten, sondern auch Pilze, Flechten und Moose.
Die verschiedenen Lebewesen bilden ein miteinander vernetztes und komplexes Ökosystem, das in Wechselwirkung mit Boden, Wasser, Luft und klimatischen Kreisläufen steht. Störungen innerhalb dieses vielschichtigen dynamischen Gefüges können langfristig das ganze System unvorhersehbar verändern.
Dieser Schmetterlingseffekt (engl. Butterfly effect) veranschaulicht die Auswirkungen, die der Wegfall einzelner Arten damit indirekt auf das Klima, die Wasser-, Boden –und Luftqualität und letztlich auch den Mensch hat.
Wussten Sie, dass Weiden die wichtigsten Lieferanten des Salicins sind, das wir als Schmerzlinderer in Arzneien und Kopfschmerztabletten finden?

Das in Weiden vorkommende Salicin wird im Körper zu Salicylsäue umgewandelt. Bekannt ist es vor allem als fiebersenkender und schmerzstillender Wirkstoff in Aspirin. Auch eine Vielzahl anderer wertvoller Arzneimittel, Heilpflanzen und homöopathischer Arzneien haben ihren Ursprung im Wald. Das giftige Atropin findet sich in Nachtschattengewächsen wie der Schwarzen Tollkirsche, die lichte Waldbestände und Waldränder bevorzugt. Eingesetzt wird Atropin bei Herzerkrankungen, zur Erhöhung der Herzfrequenz.
Als homöopathisches Mittel Belladonna wird es bei Entzündungen und fiebrigen Erkältungen verwendet. Wegen ihres hohen Gerbsäuregehaltes ist Eichenrinde in der Naturmedizin bekannt als antiseptischer und adstringierender Wirkstoff. Junge Fichtentriebe gelten als belebender Badezusatz.
Neben des vielfältigen medizinischen Nutzens, haben Laub-, Nadel- und Mischwälder gleichermaßen unmittelbar Auswirkungen auf die Lebensgesundheit der Menschen. Wälder sind Oasen der Ruhe, dienen als Sport- und Erholungsraum und steigern bei einem Waldspaziergang das Wohlbefinden der Waldbesucher.
Wussten Sie schon, dass Wälder schon immer eine kreativitätsfördernde Wirkung auf Menschen hatten?

Kinder in Waldkindergärten gelten als motorisch fitter, kreativer und phantasievoller als Gleichaltrige, die keinen Waldkindergarten besuchen. Durch die natürliche Umgebung und den jahreszeitlichen Wechsel werden Kinder angeregt und gefördert.
In Philosophie, Mythologie und Spiritualität spielte der Wald, neben seinem praktischen Nutzen als Holzlieferant, von der Vergangenheit bis heute eine wichtige Rolle im Leben des Menschen.

Auch Johann Wolfgang von Goethe ließ sich für „Ein Gleiches“, das zweite seines „Wanderers Nachtlied“ vom dunklen Fichtenwald inspirieren.
Über allen Gipfeln
Ist Ruh,
In allen Wipfeln
Spürest du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur, balde
Ruhest auch du.